In unserem Reservat hat es zu viele männliche Giraffen, in einem anderen Reservat ca. 2,5 Stunden von uns hat es zu wenig männliche Giraffen. Die Zäune um die Reservate verhindern ein normales „Wanderverhalten“ von Tieren, daher muss der Mensch, was er künstlich geschaffen hat, auch künstlich erhalten. Das heisst von Zeit zu Zeit müssen Tiere umplatziert werden, um eine gute Durchmischung von Genen zu ermöglichen. Dies nennt man „Conservation“, oder Erhaltung (zumindest die Südafrikaner nennen es so). 

Wir hatten heute Morgen die Aufgabe, zwei männliche Giraffenbullen einzufangen und auf einen Anhänger zu verladen, damit diese an das andere Reservat verkauft werden können. Wir sind also morgens um 5.30 Uhr losgelöst, auf unseren offenen Land Rover. Beissende Kälte, aber ein wunderschöner Sonnenaufgang. Am Treffpunkt angekommen, hat uns der Tierarzt erklärt, was uns genau erwartet und ich versuche, euch dies möglichst genau wiederzugeben. 

Wir haben uns auf mehrere Autos verteilt und haben die Suche nach den Giraffen aufgenommen. Die Tiere der ersten Herde entsprachen nicht dem Profil. Es sollte ein Bulle sein, nicht zu gross, aber auch kein Jungtier mehr sondern ein „Teenager“. Wir haben entweder weibliche Tiere gesehen, die dem Alter entsprochen hätten, oder Bullen, die entweder zu gross oder zu klein waren. Nun kam eine Drohne zum Einsatz und wir wurden zu dem Platz geleitet, wo sich eine dem Profil entsprechende Giraffe aufhält. Die Giraffe hat sich ziemlich gut versteckt, aber der Tierarzt und die Chef-Guide haben ihn dennoch gespottet. Der Tierarzt hat sein Gewehr mit dem Pfeil eingerichtet. Das Gift ist schnellwirkend und tödlich, wenn kein Gegengift gespritzt wird. Es lähmt sämtliche Muskeln der Giraffe. Der Schuss sass nicht perfekt, die Giraffe ist gerannt und gerannt und sämtliche Fahrzeuge sind hinterhergejagt. Für mich hat sich das ganze wie eine Treibjagd angefüllt, der Bulle ist gestrauchelt aber weitergerannt und es tat mir körperlich weh, ihn so gestresst und leidend zu sehen. Als das Tier langsamer wurde sind mehrere Männer aus dem einen Fahrzeug gesprungen und mussten nun ein langes Seil vor die Brust des Bullen spannen, damit er zu Fall kommt. Dies ging länger als geplant, schlussendlich ist die Giraffe in einen Dornen-besetzten Busch gefallen. Nun mussten wir reagieren, ein Teil von uns mussten sich auf den Hals des Tieres legen, damit er nicht mehr aufstehen kann, wenn der Tierarzt das Gegengift spritzt. Ich musste seinen Kopf am Boden halten und dem Tierarzt helfen, die Ohren mit Watte zu verstopfen, damit er nicht mehr hören kann und die Augen zu verbinden, damit er nicht mehr sehen kann. Es war furchtbar, dieses wunderschöne Tier so am Boden halten zu müssen. Danach haben 4 Teams mit Seilen die Giraffe kontrolliert um ihn in den Anhänger zu geleiten. Der arme Kerl ist immer wieder von der Rampe gerutscht und es war ein Riesenkraftakt, ihn mit den Seilen hineinzubugsieren. 

Schlussendlich war alles verschlossen und wir sollten das ganze noch mit einem zweiten Bullen durchziehen. Nach 1,5 Stunden Suche kam die „Entwarnung“, dass es diesmal nicht 2 Bullen sein werden, sondern nur einer der verkauft wird. Die restlichen Giraffen haben gespürt, was nun abläuft und sind vor uns in Deckung gegangen. Zum guten Glück. Anscheinend ist das letzte Mal, als das selbe versucht wurde 3 Giraffen gestorben, weil das Gegengift zu wenig schnell injiziert werden konnte, oder weil es zu heiss wurde und sich die armen Viecher nicht mehr von der Tortur erholt haben. 

Ich bin immer noch mit mir im Disput, ob das ganze wirklich sein musste und habe einmal mehr festgestellt, dass ich für die Jagd gänzlich ungeeignet wäre. 

Zuerst rotten wir die Tiere beinahe aus, dann realisieren wir, was wir tun und versuchen, diese in umzäunten Reservaten wieder aufzuzüchten um ihnen dann Anti-Babypillen zu geben (Elefanten), fast zu töten, um sie dann zu verkaufen und über hunderte von Kilometern weg auf eine strapaziöse Reise zu schicken, die sie vielleicht nicht überleben werden und das alles im Namen der „Conservation“. Ich werde mir in den nächsten Wochen diesbezüglich sicher noch mehr Gedanken machen und euch wissen lassen, wenn es für mich anfängt einen Sinn zu machen.

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