Wir sind Tag und Nacht gut beschäftigt. Wenn wir nicht am lernen sind, dann sitzen wir entweder in einer Theorie-Stunde, laufen durch den Busch um Bäume, Gräser und Blumen zu identifizieren oder fahren mit dem Land Rover kreuz und quer durch das Reservat in der Hoffnung, neben Bäumen, Gräsern und Blumen auch einmal Tiere beobachten zu können. 

Anfang letzter Woche sind wir für 3 Tage und 2 Nächte mit Schlafsack und Matte in den Busch umgezogen. Unter freiem Himmel zu schlafen war schön, das Geschnarche und Geschwätz derjenigen, die für jeweils 1,5 Std die Wache bezogen hatten, war eher störend. Tiere haben uns in diesen 2 Nächten keine besucht, dafür waren unsere „Aufpasser“ umso nervöser, es war Ihnen definitiv zu ruhig. Mir war das recht. 

Wir „duften» letzte Woche wieder helfen, die Gene in Südafrika zu durchmischen. In unserem Reservat hatte es ein Tier mit breitem Maul und zwei spitzen Dingern auf dem Maul, ziemlich gross und sehr sehr gesucht und teuer. Leider darf ich es im Internet nicht öffentlich kundtun, oder Fotos davon zeigen, da diese Tiere von Jägern richtiggehend abgeschlachtet werden. Die „Trophäen“ werden nach Asien verschifft und als Aphrodisiaka verkauft. Dieses Tier drohte zu einem Problemtier zu werden, da es bereits jenseits der Pubertät war und sein Territorium gegen ein anderes Tier der gleichen Rasse verteidigen wollte. Die Gefahr, dass dabei beide verletzt werden war zu gross und so hat man sich entschlossen, das Tier an ein anderes Reservat zu verkaufen. Der Tierarzt kam also wieder und das Tier wurde durch einen Helikopter gesichtet. Das Gewehr mit dem Betäubungspfeil geladen und geschossen. Zum guten Glück gab es diesmal keine Jagd, aber wir mussten nachdem das Gegenmittel gespritzt wurde sicherstellen, dass das Viech wieder auf die Beine kam und in den Anhänger gebracht wurde. Kein leichtes Unterfangen bei diesem Koloss. Es ging aber alles gut und das Tier ist gut in seinem neuen Zuhause angekommen und hat anscheinend bereits Freunde gefunden.

Der Rest der Woche war mit der Frage, was passiert, wenn man das Krokodil aus der Nahrungskette entfernt (eine Ausbreitung der Malaria), wenn keine Mistkäfer mehr den Dreck wegräumen oder wenn man alle Schlangen aus dem Reservat entfernt (Ökologie auf afrikanisch), den Auswendig lernen von Dutzenden von Fröschen, Kröten und ihren Rufen und der Anatomie und Fortpflanzung von Fischen ausgefüllt. So langsam platzt unser Hirn und es wird immer schwieriger, die Theorie auch zu verarbeiten und zu verstehen. Das Ganze ist natürlich immer auf Englisch und es ist ziemlich schwierig, wenn wir auf einmal sämtliche Begriffe, die wir schon in der Primarschule und im Gymnasium erfolgreich verdrängt haben in einer Fremdsprache auswendig wissen müssen.

Diese Woche sind wie gesagt, Bäume, Gräser und Blumen angesagt (gähn). Das Interessante daran sind aber die Glauben und Mythologien der Einheimischen, die mit den einzelnen Pflanzen verbunden sind. So gibt es Bäume wie der Spekboom (Speckbaum), die bis 5x mehr Carbon-Dioxid umwandeln und daher von Südafrika aus in die ganze Welt verschifft werden, um den Carbon-Footprint der westlichen Welt zu verbessern. Der Baum hilft aber anscheinend auch stillenden Müttern mehr Milch zu produzieren. Die „Eastern Cape Bush Willow“ eine Art Weide, die nur im Eastern Cape von Südafrika vorkommt hat ein bestimmtes Enzym, Combretastatin, welches in der westlichen Welt zur Krebsbekämpfung erfolgreich eingesetzt wird. Die Rinde des Baumes wurde schon vor 2000 Jahren von den San (Indigene Bevölkerung von Südafrika) an die Araber verkauft, angeblich konnte man daraus ein „Feel Good“ Tonikum herstellen. Die Zulu (ein anderer Stamm) stellte ebenfalls aus der Rinde das Gift für ihre tödlichen Speere her (man sieht auch hier, in der Dosierung liegt der Unterschied). Ein anderer Baum (der Puzzeltree) hat angeblich eine beruhigende Wirkung auf Ochsen, welche in Zäune aus diesem Holz eingesperrt sind und wenn man mit Ästen von diesem Baum um das Haus herum auf den Boden schlägt, dann bleibt man von Hagelschäden verschont.

Ihr seht wir lernen jeden Tag neue Sachen und die Aurora House Snake, die mich hin und wieder auf der Terrasse besucht, ist zwar ziemlich lang (ca 1,5m) und furchteinflössend aber zum Glück völlig ungiftig und nicht wirklich beissfähig.

Unser Internet-Guthaben läuft Ende dieser Woche aus und wir werden erst am übernächsten Wochenende, wenn wir frei haben (juhui, ausschlafen, wir haben uns ein Hotelzimmer in Port Elizabeth gebucht, da wir ein paar Sachen einkaufen müssen und endlich wieder eine warmen Dusche und ein bequemes Bett möchten, wenn auch nur für 2 Nächte) das Guthaben aufladen können. Wir melden uns daher erst wieder in ca. 14 Tagen.

Bis dahin die Frage, welche spannenden Geschichten kennen wir von unseren Bäumen? Wisst ihr irgend eine „Hexenweisheit“ über ein bestimmtes Gras? Ich bin mir sicher, dass es auch bei uns Tränke gibt, die ungezogene Ochsen, sture Esel oder sonstiges Getier beruhigen können.

Ich wünsche euch noch eine gute Woche und überlegt, was bei uns passieren würde, wenn man die Ratten ausrotten würde, oder der Mäusebussard aussterben würde. 

One comment on “Im Busch übernachten – Afrikanische Ökologie, Frösche, Fische und ein «Einmal-im-Leben» Abenteuer

  • Scho unglaublich, was ihr da alles lerned, uf di eint siete natürli spannend, aber chan mir guet vorstelle, dass es schwierig isch, so vill informatione is hirni inez’bringe und z’verarbeite. Find’s drum umso beidruckender, dass ihr das mached! Haha und wäg de Hexewiisheite frögi mal d’Fabienne, sie weiss hundert Prozent öppis! 🙂 Han mal irgendwo gläse, dass de Öpfelbaum bzw. de Öpfel bim Ufhöre vom Rauche hilft, will anschienend Nikotin und d’Öpfelsüüri sich nöd verträged…chönd ihr ja mal usprobiere 😉
    Ich gönn eu das soo, dass ihr für 2 Täg mal es gmüetlichs Zimmer und chli Freiziet händ in Port Elizabeth! Gnüssed’s ihr liebe!

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