21. November 2015 | Regina | Leave a comment Wir fahren von Graaff-Reinet durch eine karge Hochlandschaft nach Aliwal North. Struppige langstielige vertrocknete Grasbüschel prägen die Landschaft, in der die spärlich zerstreuten Schafe oder auch mal Kühe die wenigen zarten Sprösslinge erdeben kahlfressen. Wie verzweifelt mussten die damaligen Siedler wohl gewesen sein, die sich in einer solch unfruchtbaren Gegend niedergelassen hatten. Die Orte die wir passieren, inklusive das grosse Middelburg, wirken ebenso ärmlich und verkommen. In Aliwal treffen wir auf einen grünen Streifen entlang dem Oranje River, der mit 2200 km längste Fluss von Südafrika der in Lesotho entspringt und bis zur Westküste des Landes fliesst. Der Oranje transportiert auf seinem Weg grosse Mengen Sand zu seiner Mündung, der wiederum durch den Benguela Strom nordwärts bis an die namibische Küste verfrachtet wird. Dort bläst der Wind den Sand landeinwärts und türmt die legendären Sanddünen von Westnamibia auf. In unserem barocken Hotelzimmer fühlen wir uns wie Prinz und Prinzessin. Endlich wieder einmal ein ausladendes und weiches Bett, eine Duschkabine mit doppelter Regenbrause grösser wie die üppige Badewanne, Kristalllüster und ein Tablett mit Kristallgläsern und einer Karaffe mit Wermuth. Himmlisch. Wir fragen uns schon, ob alle Zimmer in diesem durchschnittlichen Hotel so edel ausgestattet sind, bis wir am Morgen realisieren, dass wir als einziges verfügbares Zimmer die Hochzeitssuite erhalten hatten. Kurz nach dem wir das grüne Tal hinter uns gelassen haben wird die Landschaft wieder karg. Plötzlich passieren wir eine Farm, deren verkohlten Überreste des struppigen Grases mit üppigem frischem Grün bewachsen ist und Mengen von Kühen weiden. Wir erinnern uns; Viehwirtschaft ist Graswirtschaft. Nachdem Büffel und Zebra ausgerottet sind fehlen die Grasfresser, die die langstieligen harten Gräser fressen, damit zart-blättrige Gräser für die zart-lippigen Grasfresser wachsen können. Dem begegnet dieser Farmer mit Abbrennen der dürren Halme, ohne die Graswurzeln zu verletzen. Warum nutzt nur ein Farmer die letzten hunderte von Kilometern diese Möglichkeit? Nach und nach scheint der Boden etwas feuchter zu sein, erscheinen kleinwüchsige Bäume entlang von trockenen Flussbetten, dann einige grüne Inseln, die kleine Stauseen umgeben, bis die Umgebung immer fruchtbarer wird. Mittlerweile sind wir an der Nordflanke von Lesotho und steigen stetig höher im Drakensberge Escarpment, einer der schönsten Fahrrouten in Südafrika. In der Umgebung von Ficksburg fahren wir durch Obstplantagen, danach durch Korn- und Maisfelder bis nach Clarins. Uns beeindrucken die hochgewirbelten Staubmengen und staubgeladenen Windhosen über den brach liegenden Feldern. Clarins in seiner Andersartigkeit gegenüber anderen Südafrikanischen Städtchen erscheint uns idyllisch, beinahe unreal, mit vielen Restaurants und Souvenir Shops. Auf 1800 müM liegend und eingerahmt von Bergkämmen erinnert es uns sehr an die Tourismus Metropole Pontresina im schweizerischen Engadin. Am Wochenende bestätigt sich dieser Charakter letztendlich auch. Plötzlich ist das ruhige Städtchen rege belebt mit abendlichen Partys auf den Nachbargrundstücken. Während einem Bummel begegnen wir den wirklich harten Jungs von Südafrika, den Roadhog Angels in ihren Klubvesten – taffe Roller Fahrer ;-). Nach dem Treffen haben sie ihre Scooter wieder auf die PKW Anhänger geschnallt und sind nach Hause gefahren. Von Clarins aus haben wir eine lohnende Fahrt durch den Golden Gate Nationalpark mit seinen imposanten Sandstein-Formationen unternommen, oder ich konnte während einer Wanderung entlang dem Hügelkamm über der Stadt Regina auf unserer Hausveranda zuwinken. Doch am meisten hat mich hier die Wettervorhersage beeindruckt. Vier Tage sonniges Wetter und doch, haben uns drei Nachmittage in Folge Sandstürme mit orangen Gewitterwolken und sandigem Regen eingeholt. unser Auto sieht aus wie nach einer Rallye. 150 km ums Lesotho Nordost-Eck liegt bereits unser nächstes Ziel, der Witsieshoek Mountain Resort, die mit 2220 m.ü.M. höchst gelegene Lodge in den nördlichen Drakensberge. Bei unserer Ankunft noch strahlender Sonnenschein und am nächsten Morgen sitzen wir im berühmten Mist (engl. für Feucht-Nebel), der uns den Aufstieg auf einen der höchsten Berge Südafrikas, den Sentinel Peak mit seinen legendären Chain Ladders (Klettersteig) unmöglich macht. So reisen wir unverrichteter Ding weiter. wir fahren durch Phuthaditjhaba (Witsieshoek), eine ausgedehnte Aneinanderreihung von Townships. Diese Gegend war während der Apartheid einer der „eigenständiger Staaten“ (Homeland) zur Umsiedlung und Konzentration der Schwarzen in wenig fruchtbaren Gebieten. Diese Ansammlung von kleinsten einfachen Häuschen und Wellblechhütten zeigt überdeutlich die menschenunwürdige Behandlung der Farbigen während dieser Zeit. Addendum von Regi: Ich war ja eigentlich der Meinung, dass mein Englisch ziemlich gut ist. Wenn man aber von unterwegs aus dem fahrenden Auto heraus E-Mails verschickt, um die Verfügbarkeit von Hotelzimmern zu überprüfen, sollte man auf folgende Formulierung verzichten: „Do you have any free rooms for tonight?“ – Man bekommt dann nämlich die Antwort: „We do have rooms for tonight but they are not free. The costs are…“. Nun ja, free ist gratis, besser wäre „available“ gewesen, oder einfach kurz überlegen bevor man senden drückt. Related