14. Dezember 2015 | Regina | Leave a comment Regi: Montag-Morgen: Wir werden von Siyafunda abgeholt und zuerst einmal zu einem Restaurant gefahren, wo die anderen Freiwilligen auf uns warten. Montag ist Abreise- und Ankunftstag und die Freiwilligen, welche bereits zum Teil seit Wochen im Camp arbeiten, können an diesem Tag einkaufen (Alkohol, Snacks, persönliche Sachen wie Seife etc.) und wieder einmal richtig essen (Burgers, Salat etc.). Wir sitzen also den halben Tag in einem Restaurant und warten, lassen uns von den Freiwilligen, welche nach Hause gehen erzählen, was in letzter Zeit im Camp Gesprächsthema war (alles ausser der Leoparden-Attacke, diese wird totgeschwiegen) und welches Leben uns in den nächsten zwei Wochen erwartet. Nach einer holprigen Fahrt zum Hauptcamp (Research Center) werden wir eingeteilt und sind überrascht, dass wir nicht wie vereinbart im Haupthaus mit richtigen Betten, richtigen Duschen, richtiger Küche und Internet-Zugang) untergebracht sind, sondern im Bush-Camp in Zelten. Wir waren der Meinung, dass das Buschcamp noch geschlossen ist, nachdem dort vor 4 Wochen eine Schweizerin von einer Leopardin getötet wurde – nun anscheinend gehören wir zusammen mit einer anderen Schweizerin und einem schwedischen Guide, der sein Praktikum nach der Field Guide Ausbildung macht zu den „Auserwählten“, die das Camp wieder als erste bewohnen. Ihr könnt euch vorstellen, was das in uns auslöst: mulmig ist in etwa das mutigste Gefühl, das wir haben. Nachdem wir 30 Minuten durch den Busch gefahren sind (mit Löwen, Hyänen und anderen wilden Tieren, welche uns auf dem Weg willkommen geheissen haben) kommen wir im Endagered Species Project Camp von Siyafunda an. 6 Zelte (1 Küchenzelt, 1 allgemeines Zelt und 4 Schlafzelte) auf Podesten und zwei Podeste, auf welchen ein Tisch und ein paar Campingstühle stehen und sonst nichts als wilde Natur um uns herum. Wir haben kurz Zeit um unsere Taschen ins Zelt zu stellen und danach heisst es kochen, da es bereits eindunkelt. Im Küchenzelt steht ein Gaskühlschrank (der bei 40 Grad im Schatten nicht wirklich funktioniert), ein Gasherd mit 3 Kochfeldern, ein Abwaschbecken mit laufend und kalt Wasser und 4 Blechkisten, welche als Lager für unser Essen für 1 Woche dienen (Reis, Kartoffeln, Gemüse, Brot etc wird darin vor wilden Tieren – von Mäusen bis zu Hyänen – geschützt). Das Zelt ist oben nicht abgedichtet und das Licht, welches aus Solarzellen stammt zieht Hunderte von riesigen Käfern an, welche beschliessen, dass unser geplantes Essen noch nicht Eiweiss-haltig genug ist und sich zum Ziel gesetzt haben, in unserem Topf zu landen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das ganze so lekker (wie die Afrikaaner so schön sagen) finde und setze mich erst mal vor unser Zelt um mit einer Zigarette (ich weiss, ich rauche noch immer) den Schock ein wenig zu verdauen. Hinter unserem Zelt ist ein kleines Zelt mit einer Toilette (die immerhin über eine Spülung verfügt) und einem Sack, der als Dusche dient. Während ich also so sitze und mir überlege, welche weitere Überraschungen die nächsten Wochen wohl bringen, sehe ich aus dem Augenwinkel einen grossen Elefantenbullen, der unser Auto näher untersucht. Als gute Freiwillige melde ich diese Beobachtung unserem schwedischen Guide. Der Elefant macht einen grossen Bogen um unser Camp, doch nach 5 Minuten tönt es hinter unserem Zelt verdächtig danach, als ob 10 kanadische Holzfäller den ganzen Busch abholzen wollen – ein untrügliches Zeichen, dass der Bogen des Elefanten doch nicht so gross war, wie ich gedacht habe, da zur Zeit keine kanadischen Holzfäller im afrikanischen Busch in Makalali unterwegs sind. Unser Guide (Stefan) beschliesst, dass meine Rauchpause beendet ist und das ab sofort das Küchenzelt unser einziger Aufenthaltsort ist. Wir hören das erste Mal „you are grounded“ was soviel bedeutet wie „du hast Hausarrest“ (dies wird nicht das letzte Mal sein während unserer Freiwilligenarbeit). Zuerst stehen wir also nun alle vor dem Küchenzelt und bestaunen den riesen grauen Koloss der inzwischen beschlossen hat, das ein Baum zwischen unserem Schlafzelt und dem nächsten Zelt besonders gut schmeckt. Allerdings muss er jeweils seinen Rüssel ziemlich weit nach oben strecken, um die leckeren Blätter des Büffeldorns zu erreichen. Das wird ihm nach einiger Zeit zu mühsam und er beschliesst den Baum zu fällen. Ein kleiner Schubs mit dem Kopf, den Rüssel einmal um den Baum gelegt und der Baum ist Geschichte. Nun liegt also in unserem Camp mitten zwischen den Zeltenein riesiger Baum mit ziemlich vielen Dornen. Dahinter ein Elefantenbulle mit einer Mission – Umdekorieren unseres Zuhauses. Nachdem der Baum gefällt ist, beschliesst der Elefant, den Baum direkt vor dem Küchenzelt näher zu untersuchen. Trotz unserer Worte: „ok, wir haben dich gesehen, du bist ein toller Kerl und wir sind sehr beeindruckt von deinen Fähigkeiten als Baumfäller… Du kannst jetzt wieder gehen, wir würden gerne weiterkochen…“ und dem zusammenschlagen von 2 Pfannendeckeln lässt sich der Elefant nicht dazu bewegen, weiterzuziehen. Wir erkennen, dass unser Hausarrest vielleicht ein wenig länger sein wird als uns lieb ist. Nun beschliesst der Elefant, seinen Rüssel Richtung Küche zu strecken um zu erschnuppern, ob unser Abendessen schon gar ist. Wir schliessen also das Küchenzelt bis auf einen kleinen Spalt. Vor dem Zelt der Elefant, wenn wir die Hand ausstrecken würden, könnten wir ihn berühren, hinter der Plache wir und das für eine gefühlte Ewigkeit. Schlussendlich zielt der Bulle weiter – unser Abendessen ist zum guten Glück nicht nach seinem Geschmack – und mir ist der Geschmack gründlich vergangen, ich möchte nur noch unter die Decke und schlafen. Nur leider lässt dies der Adrenalinspiegel nicht so ohne weiteres zu. Dani: Da sich im Buschcamp Nachts niemand unbeaufsichtigt ausserhalb der Zelte aufhalten darf ist also nach 3 Stunden Grounding Nachtruhe angesagt. Wir sind sehr rasch auf den Pritschen, da im Schummerlicht nicht an Gepäck auspacken zu denken ist. Die Hitze lässt mich auf dem Lager herumwälzen und durch den verhinderten Schlaf beginnen nun auch noch die Gedanken zu kreisen. Ich versuche jedes Geräusch ausserhalb des Zeltes zu analysieren – Grillen, Frösche, Kauz, Schakal, Hyänen, Löwe, und die Situation mit dem Leoparden, zu dem niemand wirklich Stellung nimmt, tut sein übriges. Ich kann nicht schlafen! Da ich mich für die Sicherheit Regi’s verantwortlich fühle greife ich immer wieder einmal zu ihr rüber, was auch sie immer wieder weckt. Nach einer Ewigkeit zieht zur Krönung auch noch ein Gewitter mit heftigen Windböen auf. Das Zelt rüttelt, die Blachen flattern, knattern und schlagen gegen das Kopfende unserer Betten. Nach einer Weile nervt mich dies so sehr, dass ich nun wieder aus dem Bett krieche und meines und Regi’s von der Wand weg ziehe. Ihr könnt euch wohl vorstellen, wie ich nach dem Weckruf um Viertel vor Fünf aufgestanden bin. Ich habe bereits während dem ersten Drive das Vertrauen in die Tiere im Busch wieder gefunden und danach auch gut geschlafen. Erst eine Woche später habe ich letztendlich erfahren, dass die Leopardin von besagtem Ereignis noch einige Male das Buschcamp besucht hatte und letztendlich, da sie sich sehr fremdartig verhalten und Menschenblut geschmeckt hatte, beseitigt werden musste. Dieses Wissen, durch eine pro-aktive Information, hätte wesentlich zu einer ruhigen ersten Nacht beigetragen. Das Leben im Buschcamp ist grossartig. Tagsüber unterwegs sind wir den Tieren sehr nahe, doch im Camp sind wir Teil der Natur. Wir wohnen mitten im Busch oberhalb eines kleinen ausgetrockneten Flusses. Die Webervögel bauen ihre Nester in unseren schattenspendenden Bäumen und vollführen ihre Werbetänze. Die Tierstimmen umgeben uns bei Mittags- und Nachtzeit. Klar haben wir hier einige Entbehrungen gegenüber dem Leben im Hauptcamp. Immerhin haben wir fliessend kaltes Trinkwasser ab dem Hahn, ein Wassersack mit Brause als Dusche (kalt) und ein Klo mit Wasserspülung. Kein Telefon, WiFi, Strom, Wäschewaschen und selten Duschen. Wir nehmen intensiv wahr, was für uns minimal notwendig und was Luxus ist (dieser Beitrag folgt später). Etwas hart für mich ist, mit drei Vegetariern zu kochen, vor allem wenn auch kein Fleisch im Camp verfügbar ist )-; . Related