Wir verlassen nach drei Monaten Südafrika und Reisen nach Namibia weiter.

Dieses Mal fliegen wir von Houtspruit nach Johannesburg und überbrücken die Wartezeit bei einem Mittagessen im Intercontinental. Bei den ersten Regentropen ziehen wir von der Veranda ins Innere des Restaurants um. Kurz darauf zerschmettern heftigste Windböen eines plötzlich aufkommenden Sturmes krachend das Glasdach der besagten Veranda, bei zwei Verletzten. Wow, die wilden Tiere der letzten drei Monate haben uns nichts angehabt, aber die Zivilisation hat uns beinahe einen Strich durch unsere Reisepläne gemacht. Aufgrund des argen Unwetters mussten ungefähr zwanzig Flugzeuge kurzfristig auf andere Flughafen ausweichen und in diesem Chaos kommen wir erst sehr spät aber noch die selbe Nacht in Windhoek, Galton House an und fallen müde ins Bett.

Obwohl Windhoek Haupt- und grösste Stadt Namibia ist, ist das Zentrum übersichtlich klein. Die Stadt liegt verzettelt in einer malerischen Gegend zwischen welligen Hügeln auf 1650 Metern über Meer. Trotz des Namens ist Windhoek nicht besonders windig. Man vermutet, dass der Oorlam-Häuptling  Jonker Afrikaner den Ort nach Winterberg oder Winterhockberg benannte, den Bergen rund um den Geburtsort seiner Vorfahren am Kap.

Das Gasthaus Galton House befindet sich etwa 10 Fahrminuten vom Zentrum Windhoeks in einem ruhigen Stadtteil. Die Gästezimmer verfügen über jeglichen Komfort und das Indoor- sowie Open-Air Restaurant ist sehr stielvoll eingerichtet und serviert ansprechende Mehrgang-Menüs.

Von den Sehenswürdigkeiten Windhoeks erhaschen wir nur einen kurzen Blick da uns unsere Einkäufe die gesammte Aufenthaltszeit auf Trab hält. Um 07:00 Frühstück und kurzer Erfahrungsaustausch mit Renate und ihrer Begleiterin, einer Schweizer Ausbildungskollegin bei Syafunda. 08:00 Begrüssung und Information durch unsere Reiseagentur und 09:00 Übernahme unseres Mietwagens Toyota Landcruiser 4×4 CruCab mit Campingausrüstung. Während den Instruktionen vor dem Hotel dürfen wir das erste Mal auf diesem Reiseabschnitt unser Dachzelt aufstellen und die Reifen mit dem beiliegenden Kompressor Pumpen. Überraschend und unbefriedigend ist die Nachricht, dass wir während der Reise einen Tag für den Fahrzeugservice bei einer Toyota Garage einplanen müssen und diesen auch noch selber bezahlen „dürfen». Da wir am Fahrzeug noch das Miet-Satelitentelefon und einen Sonnenstoren vermissen fahren wir nach der Übernahme doch noch zur Vermietung. Von da weg geht es zu Mtc, dem Mobiltelefon Anbieter mit der besten Netz-Abdeckung in Namibia, damit wir unsere Telefon- und Daten-SIM-Karten kaufen können. Wir ziehen ein Service-Los und stehen eineinhalb Stunden an. Kaum bedient und wieder Draussen stellen wir fest, dass die Daten-SIM doch nicht funktioniert und stellen uns halt nochmals an. Endlich nach vier Stunden funktionieren unsere Abos und wir machen uns an den Einkauf der ergänzenden Campingausrüstung und Strassenkarten. Obwohl wir ein Navi dabei haben wollen wir für möglichen Stromausfall noch eine Strassenkarte in den Händen halten. Kaputt und müde kommen wir 1815 zurück ins Gasthaus. Zum Glück haben wir zwei Übernachtungen in Windhoek eingeplant, denn uns fehlen noch immer die Lebensmittel für die nächsten Tage Camping ohne Einkaufsmöglichkeiten. Kutz nach Mittag des ersten Reisetages sind wir dann komplett und starten mit unserem fahrenden Untersatz diesen Teil unseres Abenteuers. Es ist schon cool, dass wir mit unseren restlichen Südafrikanischen Rand in Namibia 1:1 bezahlen können.

Wir fahren mit unserem Landcruiser das erste Mal auf einer Wellblech-Schotterstrasse, einer üblichen Hauptstrasse in Namibia., Es rüttelt und scheppert, doch ist er auf diesen Pisten um Längen angenehmer zu fahren wie einst der kleine VW Polo. Kurz vor Sechs kommen wir auf unserem ersten Campingplatz in Spitzkoppe an. Die Spitzkoppe wird auch das Matterhorn von Namibia genannt und ist eine Granitformation die die umliegende Ebene hoch überragt. Die Stellplätze liegen weit verstreut und verborgen unter den eindrücklichen und malerischen Felsformationen und wir dürfen nach einem freien Platz suchen. Nun gilt es ernst. Noch bei Tageslicht stellen wir unser Zelt an einer einsamen Stelle auf und essen noch etwas Thuna-Salat. Die angekündigten privaten Waschräume entpuppen sich als ein Plumpsklo und eine gemauerte Umkleidekabine hinter einem grossen Felsbrocken. Wasser gibt es in dieser trockenen Gegend nur am Empfang zu kaufen. Nur gut, dass wir als Selbstversorger mit gefülltem Wassertank angereist sind. Die Spitzkoppe und das Brandbergmassiv stellen Regenfänger in dem sonst sehr trockenen Damaraland dar, was wir in der Nacht mit Regengüssen und Sturmböen die unser Zeltdach losreisst auch erleben. Wir hupfen in völliger Finsternis aus dem Zelt und fixieren mit unseren mitgebrachten Seilen notdürftig das Zelt. Am Morgen des 24. Dez. 2015 stehen wir gerädert von der unruhigen Nacht und schmerzenden Hüften von der dünn gepolsterten Pritsche auf. Frohe Weihnachten! Zum Glück haben wir unsere Schlafsack-Unterlagen nicht nach Hause gesendet, so werden wir diese von heute an unter die dünne Matratze schieben.

Heute erleben wir unseren ersten Camping-Frust. Wir beide sind das erste Mal zu Weihnachten in der Ferne unterwegs. Uns fehlen die Jungs, die Familie und Freunde. Wir verzichten heute auf einen Ausflug und lassen das Zelt stehen. Am Nachmittag werden wir so sehr von den Mücken und Fliegen attackiert, dass wir das mitgebrachte Mückengitter aufspannen. Als Weihnachtsessen gibt es 3.5 Maiskolben vom Grill und etwas Weisswein. Fleisch haben wir nicht, denn wir können im Kühlschrank bei 12° keines mitführen. Zur Krönung beginnt es während dem Essen auch noch zu regnen. Frohe Weihnachten! Zu unserer Freude besuchen uns Cape Buntings, Zebra gestreifte Vögel, Pale-winged Starlings (Vogel) und eine Gruppe Kaokoveld Mongoose.

Als nächsten Campingplatz steuern wir das Mowani Mountain Camp an. Wir werden auf der Fahrt erneut gut gerüttelt und verlieren beinahe unseren Campingtisch aus seiner Halterung auf die Fahrbahn. Die 10 zersprungenen und auslaufenden Eier opfern wir unterwegs den Schakalen, so gibt es ab heute auch kein Eiweiss mehr. Der Campplatz ist eine freudige Überraschung. Fliessend kaltes und warmes Wasser vom holzgefeuerten Donkey und ein echtes Klo mit Wasserspülung. Wir sind schnell eingerichtet und entpuppen uns als effizientes Arbeitsteam. Unser Stefanstag-Essen ist Butternut, Couscous und etwas Weisswein, wir haben uns auch ohne Fleisch und Eier gesteigert. Uns wird beiden klar, Dusche und WC ist unser minimaler wohlfühl Standard. Wir freuen uns über den zeitweisen Mtc Empfang uns sind wenigstens während den Weihnachtstagen ein Mal mit zu Hause verbunden. Am nächsten Tag haben wir zum ersten Mal Handwäsche. Vor dem zu Bett gehen hoppelt noch ein Hase mit flauschig schwarzem Schwanz an unserem Tisch vorbei. Schlaf gut.

Liebe Freunde, bis bald

4 comments on “Weihnachten einmal anders, Namibia

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