Wir starten unseren Tag mit der Besichtigung der Felsmalereien in Twyfelfontain. Die Nama nannten diese Quelle ‹Ui-ais›, was man entweder mit ‚die Dauerhafte‘ oder mit ‚zwischen den Bergen‘ übersetzen kann. Sicher ist nur, dass die Quelle schon lange bestehen muss. Es wurden in ihrer Nähe Werkzeuge, Jahrhunderte alte Wohnplätze und etwa 2500 Fels-Gravuren und Malereien gefunden. Eine der berühmtesten Gravuren ist sicher ein Löwe, dessen überlanger Schwanz in einem 90° Winkel nach oben abwinkelt und am Ende eine Hand wie auch fünffingrige und nicht vierfingrige löwengleiche Fussabdrücke aufweist. Dies weist darauf hin, dass der Löwe ein Schamane ist, also ein Mensch in Tiergestalt. Wir bestaunen auch die Abbildungen der schwarzen und weissen Nashörner, Seehunde! hundert Kilometer von der Küste entfernt, was beweist, wie weit die San (Buschmänner) auf ihrer Suche nach Nahrung gewandert sind, eine Ansammlung von diversen Antilopen- und Raubtier-Tracks (Spuren) und Fussabdrücke der Künstler, sowie eine Karte mit Wasserlöchern, die mit Punkt dargestellt permanent und ohne Punkt nur zeitweise Wasser führen. Es ist uns ein Geheimnis, was diese „Zeitungen“ alles für Informationen aufweisen, und wie diese gelesen werden konnten.

Auf der Fahrt passieren wir den Veterinär-Zaun zwischen Süd- und Nordnamibia, an dem aber nur unser Fahrausweis und unsere Fahrroute, und nicht die Lebensmittel kontrolliert werden. In der Palmwag-Lodge werden wir von einem Geländefahrzeug abgeholt und und die nächsten zwei Stunden über Land in die Etendeka Mountain Lodge chauffiert. Nach unseren ersten Namibia-Campingerfahrungen gönnen wir uns etwas Komfort. Wir wohnen in einem riesigen Doppelzelt mit eigenem Waschraum, Wasserklo, fliessend kaltem und warmem Wasser und einer Eimerdusche und werden kulinarisch mit mehrgängigen Menüs verwöhnt. Für etliche der weiteren Gäste ist die „Einfachheit“ dieser Lodge eine echte Herausforderung und Grenzerfahrung. Wir merken wie unterschiedlich die Wahrnehmungen sein können. Wir sehen in den Bergen viele Giraffen, deren grosse Population in der Gegend ein Problem darstellt, Oryx-Gazellen, Springbock, Steenbock, Kudu, Grey Hornbills,  viele Buckmakiris, eine braune Hyäne sowie Basalt, Bergkristalle und Achat. Die Rufe der nahen Löwen und dem territorialen Leoparden nehmen in diesem offenen Camp zum Glück nur wir wahr.

Vor Abreise in der Lodge erfahren wir, dass auf Grund der Regenfälle die Flüsse nach Purros Camp nur schwer passierbar seien. Zudem sei die Hauptstrasse nach Camp Aussicht noch immer gesperrt, was uns von Purros aus den gesamten Weg hierher zurück als Umweg aufzwingen würde. 5 1/2 Stunden hin, zurück und noch nach Camp Aussicht weiter ist uns dann etwas zu viel und wir fragen an, ob wir bereits zwei Tage eher in Camp Aussicht anreisen könnten. Die Umleitung nach Camp Aussicht erweist sich trotz Wegbeschreibung als sehr trickreich, da es kaum Ausschilderungen gibt. So fahren wir mehr nach Intuition und Daumensprung querfeldein in Richtung unseres Zieles. Erstaunlicherweise wurde eine Strasse, die nach der neuesten und besten Karte überhaupt nicht existiert, neu planiert und ist phantastisch zu fahren. Die letzten fünf Kilometer den Berg hinauf bewältigen sich, bis auf eine extreme Querlage auf lehmigem Untergrund aus dem Flussbett heraus, einfacher wie die Strassen während unserem Training, so kommen wir gesund und recht entspannt am Ziel an.

Unsere Gastgeber Marius Steiner und Lotti begrüssen uns in Camp Aussicht herzlich in Deutsch in ihrem liebevoll selbst errichteten Heim. Beide sind Namibianer mit deutscher Familiengeschichte. Marius schürft seit 30 Jahren Dipotas in seiner Mine und hat gerade am 1.1.2016 seinen 30. Jahrestag. Der wertvolle dunkelgrüne Kristall wird weltweit nur in Sibirien, im Kongo und hier gefunden. Regi ist von unzähligen Vögeln umgeben und besungen in ihrem und ich mit den diversen Kupfermineralien und einem Besuch in der Mine in meinem Element.  Ich kann einige besondere Stücke kaufen und im Abraum beliebig viele Stücke sammeln. So entpuppt sich dieser Ort für uns als eine besondere Schmuckschatulle. Obwohl Malzeiten nur auf Vorbestellung erhältlich seien werden wir mit reichhaltigen Frühstücks und Abendessen am Familientisch verwöhnt. So feiern wir auch den Jahreswechsel bei Wienerschnitzel von Lotti. Zu unserer Überraschung gesellen sich auch noch weitere Gäste zu unserem Festmahl und schmatzen lauthals ihren Maisbrei (Stachelschweine). Ich kann mich kaum von der Mine trennen, denn Marius realisierte einen Bubentraum von mir, der nun wieder in mir aufflammt.

Nach den ergibigen Regenfällen sind alle Strassen mehr oder minder ausgewaschen, so brauchen wir auch auf der Hauptstrasse vor allem an den Floodways (Strassensenken, in denen das Oberflächenwasser die Strasse kreuzt, stellenweise tief ausgewaschen, wasserführend oder mit losem Sand gefüllt) viel Zeit. 500m mit 80km/h, Buckel mit dahinter versteckter Senke, runterbremsen, im Näherkommen beurteilen, durchziehen oder scharf runterbremsen und durchkriechen und wieder beschleunigen. So kommen wir erst noch zügig in Opuwo, der Hauptstadt des Kaokoveld an. Wir sind froh dürfen wir nach dem Tankstopp die Stadt wieder verlassen, denn die Strassenverkäuferinnen mit ihren Schmuckgegenständen sind uns zu aufdringlich. Hello, how are you, und wenn wir aus Anstand rückantworten wollen sie etwas verkaufen. Drei bis fünf Frauen einen halben Meter vor und hinter dir, look schöner Schmuck, nein danke ich habe bereits im Himbadorf Schmuck gekauft, kauf Schmuck, nein, neein, neein, du musst mich unterstützen, nein danke, ich habe Hunger, und so fort. Dabei stehen sie mit modernen und schönen Kleidern und Handtäschchen da.

Nach der beschwerlicheren Strecke kommen wir in Epupa Falls Kapika Waterfall Lodge an. Eine wunderschöne Lodge mit Blick vom Pool über den Kunene Fluss hinweg nach Angola. Regi hat für uns die gesamte Lodge gebucht, bzw. wir sind die einzigen Gäste die von unserem lokalen Koch schmackhaft westlich bekocht werden. Simon hat auf der Lodge kochen gelernt und ist unglaublich arbeitsam. In dieser Idylle ist es schwer vorstellbar, dass hier noch vor einigen Jahren bewaffnete Grenzstreitigkeiten zwischen Angola und Südafrika stattfanden und noch immer viele Landminen am Fluss entlang liegen. 

Nach Epupa Falls gehts nun Richtung Etosha, wieder die gleiche Strasse zurück nach Opuwo, Senken rauf und runter, in Opuwo nochmals tanken (die einzige Tankstelle in einem gefühlten Umkreis von 2 Tagen) und dann nach Uukwaluudhi Lodge. Diese ist wunderschön, sehr modern mit Meru Zelten ausgerüstet und wir geniessen einmal mehr das Schlafen in der Natur, nur von einer Zeltplane von den wilden Tieren getrennt, die Rufe der Hyänen in der Nacht und doch das Gefühl, sicher zu sein, in richtigen Betten zu schlafen und die Ahnnehmlichkeiten einer richtige Toilette und Dusche zu geniessen. Einmal mehr gehört die ganze Lodge uns, der Januar scheint in Namibia bei Touristen nicht sehr begehrt zu sein.

Als Abschluss darf Regi noch ihre Mutterqualitäten ausleben, ein kleines Eland (die grösste Antilope des südlichen Afrikas) wurde als Waise gefunden und wird nun mit der Flasche aufgepäppelt. Das arme Ding leidet extrem an Durchfall und wir können bei den relativ jungen und unerfahrenen Lodgeleitern die Wichtigkeit eines Tierarztes deponieren, da das Eland wahrscheinlich die Kuhmilch, welche mit rohen Eiern zugesetzt ist nicht verdauen kann. Wir hoffen, dass das Eland schnell an Gewicht zunimmt und bald wieder ausgewildert werden kann.

Nun machen wir uns auf den Weg in den Etosha Nationalpark, 3 Nächte auf verschiedenen Zeltplätzen und hoffentlich mit vielen Tieren, wir freuen uns darauf. 

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