In den letzten Tagen haben wir mehrere Grenzübertritte erfahren. Der erste war von Namibia nach Botswana am Grenzposten Ngoma Bridge. In Namibia war alles relativ kompliziert und neu: am ersten Fenster mussten wir den Pass zeigen und wir wurden „ausgestempelt“. Nun waren wir also offiziell nicht mehr in Namibia, unser Mietauto aber war offiziell noch in Namibia. Also mussten wir zum zweiten Fenster, dort mussten wir verschiedene Angaben über unser Mietfahrzeug machen, Motornummer, Chassisnummer, Baujahr, Hubraum. Leider sind die Südafrikanischen Fahrzeugausweise nicht ganz so klar wie unserer in der Schweiz. Wir waren mit gefühlten 100 Papieren bestückt und mussten zuerst einmal herausfinden, wo denn die entsprechenden Angaben hinterlegt sind. Zum Glück wurden wir relativ schnell fündig und haben die entsprechenden Angaben in eine Liste (im südlichen Afrika lieben sie Listen und brauchen diese für alle möglichen und unmöglichen Einträge) eingetragen. Nun erst durften wir offiziell der Beamtin unsere Wagenpapiere übergeben, die selben Angaben wurden von ihr nochmals herausgesucht und in eine andere Liste übertragen. Dann mussten wir an das dritte Fenster. Dort wurde die Fahrerlaubnis (Road Permit) unseres Mietautos, welches ursprünglich von Südafrika stammt, für Namibia gecancelled. Nun war also auch unser Fahrzeug offiziell nicht mehr in Namibia. Dann ging es über die Brücke an den Botswanischen Grenzposten. Dort am ersten Fenster den Pass abgeben. Die Frage, ob wir sicher sind, dass wir als Schweizer kein Visa für Botswana brauchen hörte sich für mich irgendwie nach Fangfrage an. Meine Antwort: „Zumindest ist das die letzte Information, welche wir besitzen“ war aber anscheinend gut genug. Nun mussten wir nur warten, bis die liebe alte Frau an der Passkontrolle auch Zeit hatte, unseren Pass zu kontrollieren. Dafür meldete sich eine nette Dame vom Fenster 2, sie könne bereits das Strassenbenützungsgebühr für Botswana ausstellen, also wieder eine Liste ausfüllen, dann die Wagenpapiere der Dame übergeben, welche ihren Computer mit irgendwelchen Daten fütterte und uns sagte, dass die Road Permit 120 Pula kostet oder 250Südafrikanische Rand. Nun ja, 1 Pula ist zur Zeit 0.09 Franken Wert, ein Rand ist zur Zeit 0.06 Franken, wir konnten zwar die Umrechnung der Dame nicht nachvollziehen, aber da wir vorher noch nie in Botswana waren und die Botswanische Währung Pula nur in Botswana erhältlich ist hatten wir keine Pula in unserer Hosentasche. Es blieb uns also nichts anderes übrig, als die Road Permit in Rand zu bezahlen. Nun war also unser Auto offiziell in Botswana eingereist, aber wir noch nicht. Die Dame am Fenster 1 war nun aber bereit, unsere Pässe zu kontrollieren und abzustempeln. Danach nur noch das Auto abgespritzt, über den Teppich geschlurft (Veterinärszaun, bzw. Vorsichtsmassnahme bezüglich der Maul- und Klauenseuche) und wir waren in der Rekordzeit von 1,5 Stunden also offiziell von Namibia nach Botswana weitergereist. 

Die Strasse von Botswana nach Zimbabwe verläuft während langer Zeit quer durch den Chobe Nationalpark und als erstes begrüsste uns ein Southern Ground Hornbill (Bucorvus leadbeateri) auf Deutsch Hornrabe, mit seiner Frau. Diese Vögel sind im grössten Teil vom südlichen Afrika ausgerottet oder extrem dezimiert daher schätzen wir uns glücklich, solch ein Empfang zu bekommen. Kurz danach spotten wir auch noch ein Sable Antelope (zu deutsch Rappenantilope, die deutschen Namen der Tiere finde ich wirklich ausgesprochen „gewöhnungsbedürftig“), beziehungsweise eine ganze Herde. Diese Antilope gibt es nicht in Südafrika und wir haben uns bereits darauf gefreut, in Botswana diese Tiere zu sehen, dass dies allerdings bereits in den ersten 15 Minuten auf Botswanischem Boden der Fall sein wird, damit haben wir nicht gerechnet. 

Unser Plan war, zuerst in Zimbabwe die Victoria Fälle zu sehen und uns danach für einen Monat Botswana zu widmen, so sind wir nach ca. 1,5 Stunden und 80 km bereits wieder an der Grenze von Bostwana angekommen. Der Grenzposten heisst diesmal Kazungula und der Botswanische Austritt geht extrem schnell (wir mussten nicht einmal detailliert unseren Plan erklären, dass wir in 4 Tagen bereits wieder einreisen wollen, anscheinend ist im Moment niemand wirklich länger in ZImbabwe unterwegs) dafür wird Zimbabwe eine Geduldprobe. Wir haben einen „netten“ jungen Mann, der uns unbedingt helfen will. Er führt uns vom Fenster 1 (ups, wir müssen ja noch das Visumantragsformular ausfüllen, also zurück auf 0) zu Fenster 2 und 3 und macht alles für uns. Als er uns erklärt, was wir alles für Zimbabwe brauchen (Road Permit, Road Tax, Carbon Tax, Insurance) wage ich zu sagen, dass wir bereits eine Versicherung für das ganze südliche Afrika bei unserem Vermieter abgeschlossen haben. Ja aber, gemäss dem „netten“ jungen Mann gilt dies nicht für Zimbabwe (würde es doch, aber wer will schon im Zimbabweschen Grenzposten einen Streit vom Zaun brechen), während der Mann im Fenster 1 unsere Pässe mit Visas verklebt, bemüht sich der Mann in Fenster 2 zu verstehen, wie lange wir nun in Zimbabwe sein werden und mit viel „Übersetzungskunst“ vom „netten“ jungen Mann gelingt es uns auch, ihm klar zu machen, dass wir für 3 Nächte und 4 Tage in Victoria Falls (und nur dort) sein werden. Nachdem wir ingesamt 101 US$ bezahlt haben für alles (inkl. wahrscheinlich dem Service des „netten“ jungen Mannes) ,sind wir bereits nach 1 Stunde über der Grenze von Zimbabwe. Apropos $: die eigene Währung in Zimbabwe wurde in Juni offiziell abgeschafft, nachdem 2009 als Nebenwährungen unter anderem der US$ und der Südafrikanischer Rand eingeführt worden waren. Im Moment bekommt man für 175 Billiarden Zimbabwe Dollar 5 US$, dies war uns aber bereits bewusst und so haben wir in unserer Reisekasse bereits US$ mitgenommen. 

In Victoria Falls angekommen und im Hotel Ilana Lodge eingecheckt, übrigens sehr zu empfehlen, sehr zentral, sauber und nett, treffen wir an der Bar wie vereinbart auf Doris, unsere Freundin aus der Schweiz. Es ist sehr schön, dass sie den langen Weg nach Afrika gemacht hat, um mit uns ein paar Tage hier zu verbringen und wir geniessen es sehr, ein bekanntes Gesicht zu sehen. Die 2 Abende werden lang, es sind viele Erinnerungen und Erfahrungen die ausgetauscht werden und wir freuen uns darauf, sie am 25.1. nochmals für 4 Tage in Kasane zu sehen.

Am nächsten Tag geht es für Dani und Doris in die Luft. Wenn man schon in Victoria Falls ist, dann muss natürlich ein Helikopterflug über die Fälle sein. Das Wasser im Zambezi Fluss ist zwar noch nicht auf dem Höchststand, aber für eine Gischt-Wolke, welche man auch vom Hotel aus sieht, für das berühmte Donnergrollen der Fälle und für eindrückliche Fotos reicht es allemal. Nach dem Flug machen wir uns zu dritt zu Fuss aus, den Musi-Oa-Tunya Nationalparks (oder Victoria Falls Park) zu erkunden. Eifrige Händler versuchen uns Wasser zu verkaufen (Mama, it’s 2 hours walking, Papa, you need drink), welches wir auch annehmen, aber die orangen, pinken und grünen Regenpellerinen brauchen wir bei 30 Grad im Schatten nicht wirklich, das Sprühwasser von den Fällen wird wahrscheinlich eher auf unserer Haut verdunsten. Wir lassen uns Zeit und geniessen die um uns herum tobenden Fälle, welche so schöne Namen wie Devil’s Cataract, Main Falls, Horshoe Falls, Rainbow Falls und Eastern Cataract haben. Am schönsten finden wir, dass sich dort, wo sich die herunterstürzenden Fluten im Zambezifluss wieder vereinen, durch die Sonne wunderschöne Regenbogen bilden. Am äussersten Punkt des Parkes (dem Danger Point) angekommen, klitschnass wie nach einer Dusche treffen wir das erste Mal während unserer Reise auf Japanische Touristen (die Frau endet am Schluss fast in der Schlucht, weil der Mann das ultimative Foto will – grins). Wir wissen nun, dass wir definitiv in einer touristischen Destination sind. Der Parkeintritt ist mit 30 US$ auch für Afrika extrem teuer und ein Kaffee kostet ebenfalls 3$. Obwohl Zimbabwe ein extrem armes Land ist, mit den 163. Platz auf der Happyness Liste von 165 Ländern figuriert und seit der Machtübernahme von Mugabe (91 Jahre alt) vor 29 Jahren auf ein totales Choas zusteuert, macht irgend jemand ganz extrem Geld mit Victoria Falls.

Als Denkaufgabe: gemäss den Geschichtsbüchern wurden die Victoria Falls 1855 von David Livingstone entdeckt und nach seiner Königin Victoria benannt, innerhalb von 50 Jahren nach dieser Entdeckung hatte Cecil Rhodes das heutige Zambia (Nordrhodesien) besetzt und eine Eisenbahn quer von Kapstadt nach Victoria Falls gebaut. Ich frage mich nun, was passiert wäre, wenn die Fälle niemals entdeckt worden wären. Würden diese dann doch existieren und hat bis 1855 wirklich niemand diese Fälle gefunden, obwohl doch die Toka-Leya Stämme bereits damals hier vor den Vieh-Dieben der Matabele Schutz suchten?

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