7. Februar 2016 | Regina | 1 Comment Wir verlassen den Chobe River und fahren Richtung Savuti. Die Vegetation verändert sich in offene Savanne, wir passieren zwei mächtige Baobab Bäume an einem Rastplatz und geben einer Prozession mit Gesang und Tanz mitten in der Hauptstrasse den respektvollen Raum, was fröhlich estimiert wird. In Kachikau finden wir im Chobe Craft Shop die ersten uns ansprechenden Souvenirs unserer bisherigen Reise. Von da weg ist die Teerstrasse plötzlich fertig und wir fragen uns, ob wir irgendwo vom Weg abgekommen sind. Zwei Tiefe Sandspuren rechts und links von dichtem Buschwerk eingerahmt führen einfach vom Ort weg ins Nirgendwo. Regi meistert diese Sandspur mit Bravour und ohne steckenzubleiben, obwohl wir noch immer mit hart gepumpten Pneus unterwegs sind. Wir fragen uns wie hier ein Kreuzen mit einem entgegenkommenden Fahrzeug wohl vonstatten geht, da uns kilometerweit zwei Sandwälle und dichte Büche rechts und links der Spur ohne Ausweichmöglichkeiten begleiten. An einer Kreuzung sagt das Navi rechts, der Wegweiser links, und wir fahren links weiter entlang dieser ominösen Spur ins Nichts. Wir fahren mit etwas unsicherem Gefühl bereits endlos durch das Chobe Forest Reserve in vermutlich die richtige Himmelsrichtung. Die Spur wird immer tiefer und sandiger und wir wissen, dies ist der berüchtigte Tiefsand in dem wir nicht anhalten sollten um nicht festzufahren. Uns wird bewusst, dass wir vor Antritt dieser Piste den Reifendruck auf sandtauglich hätten reduzieren sollen, doch nun bietet sich kein Plätzchen mit festem Grund mehr an. So zieht Regi ungebremst und bravourös diese Fahrt durch, obwohl der Wagen hüpft, schaukelt und wie in Schienen hin und her schlingert. «Gas geben und durch» ist die Devise. Auf einem besonders tiefen Abschnitt nimmt sie die Hände vom Lenkrad und Ruft: „Mom, schau mal, ohne Hände.» Der Wagen hüpft und pendelt wie von Geisterhand gelenkt ohne ihr Zutun der Spur entlang. Wir staunen und kugeln uns fast vor Begeisterung. Plötzlich stehen wir an einer schrägen Kreuzung und Regi muss doch stoppen. Der Wegweiser ist uns unklar, das Navi sagt geradeaus? Während wir beraten sehe ich plötzlich ein dunkles Gesicht neben Regi durchs Fahrerfenster. Huuuch. Wo kommt der nun plötzlich her. Ein Afrikaner im Kampfanzug mitten im Nichts. Regi lässt die Scheibe einen Spalt runter und er fragt uns wo wir hin wollen. Savuti. Das gehe nach links. Herzlichen Dank und wir fahren erneut wider der Navi Empfehlung nach links. Die Strecke wird noch schwieriger und wir fragen uns doch, ob wir hier auf eine 7. Klasse Strasse gesendet wurden. Doch nach einer Weile stehen wir unvermittelt direkt vor dem Savuti Parkeingang und erledigen unsere Formalitäten und fahren weiter. Die Vegetation ist nun Busch/Savanne. Auf dem Savuti Camping sind wir im Paradies, oder zumindest heisst unser Stellplatz so. Der Platz ist bei unserer Ankunft bereits mit Tisch, Stühlen und Feuerholz belegt, was anscheinend in Botswana nicht selten vorkommt. Ich gehe bei der Platzverwaltung nochmals bestätigen, dass wir auf dem rechten Platz stehen und so richten wir uns im Paradies ein und schicken die später erscheinenden Tischbesitzer weiter. Von unserem Standort aus haben wir eine wunderbare Übersicht über den trockenen Savuti Kanal und das dahinter liegende Grasland auf dem uns Elefanten, Impalas, viele Vögel und nachts auch Hyänen besuchen. Nach drei Nächten fahren wir eine gemäss Reiseführer anscheinend herausfordernde Piste weiter. Diesmal reduzieren wir den Reifendruck auf 2 bar. Die holprige Strecke fährt sich auf den weichen Rädern sanft gefedert, und auf einem Tiefsand Kamm bin ich mit der höheren Traktion der Räder bestens bedient. Der Wagen zieht im tiefen Sand wunderbar durch, obwohl zwischen den Fahrspuren Schleifspuren der Motorwannen der vorangefahrenen Autos sichtbar sind. Und wie sollte es anders sein, genau da kommt mir ein Wagen entgegen. Der Toyota Hilux versucht chancenlos aus der Spur heraus zu fahren, so fahre ich unseren Land Cruiser in den Tiefsand, grüsse und ziehe ohne anzuhalten vor dem nächsten Busch wieder zurück und reite weiter. Wir wissen, weshalb wir den etwas altmodischen und kantigen Land Cruiser gewählt haben. Nach einem Fahrerwechsel fährt Regi durch die mehr oder minder dichte Savanne. Savuti hat mit ca. 200’000 Tieren einen enorm grossen Elefanten Bestand, was sie während der Fahrt auch zu spüren bekommt. Überall fressen Elefanten am Wegrand oder kreuzen gemächlich die Spur. Obwohl sie in respektvollem Abstand anhält und den Elefanten Raum und Zeit gibt werden wir von etlichen angegriffen und müssen uns aus dem Staub machen. Selbst ein 70m entfernter Bulle hat uns trompetend attackiert. Dieses Verhalten ist für uns Art-untypisch und wir suchen nach möglichen Ursachen. Den grünen Game Drive Fahrzeugen gegenüber sind sie neutral, die weissen greifen sie an. Kurz vor Parkausgang wird es uns dann klar. Wir stehen vor einem Bullen und geben Raum, als ein Einheimischer entgegen kommt und hinter dem Elefanten durchschiesst. Obwohl der Wagen bereits vorbei ist erschrickt der Bulle, dreht sich um und rennt zur Strasse und wir haben das Nachsehen. Herzlichen Dank dem andern Fahrer. Ausserhalb vom Park kann ich dann auf einer Abkürzung im Tiefsand um die Mopane-Bäume Slalom fahren. Cool. Gleich nach dem Moremi North Gate ist unser nächster Platz Khwai direkt am Fluss. Für uns bis heute der beste Platz der Reise. Wir wurden bei der Ankunft lückenlos instruiert, der Verantwortliche hat jeden Camper drei mal am Tag besucht, sich nach dem Wohlbefinden erkundigt und den Abfall entsorgt. Die Hypos habe unweit vor unserer Zelt“türe» ihr Gras gemanscht, die Hyänen nachts lauthals eine Konferenz neben dem Zelt abgehalten und die Vervet Monkeys uns die Dinge vom Tisch geklaut (was Regi nicht so toll findet, dieses Affentheater, ein Affe spielt den Affen, lenkt ab und die anderen klauen). Von hier fahren wir via South Gate ins Okavango-Delta. Die Strasse ins Delta weist viele Wasserlöcher auf und wir haben noch die schwieriger fahrbare Route via Third Bridge gewählt. Ich bin im Himmel. Dies ist echtes Off-Road fahren. Alle Dutzend Meter ein Zehnmeter Wasserloch im Weg, ohne Fahrspuren, rechts eine Umfahrung mit Spur und 8m Loch, links mit Spur und Doppelloch. Während dem Näherkommen beurteilen, intuitiv entscheiden, Gang wechseln, abbiegen und durchziehen. Wenn du mal im Loch bist, gibts kein Anhalten oder Zurück. Wenn die Räder im Schlick durchdrehen oder im Pool in ein noch tieferes Loch einsinken heisst es dosiert mit schleifenden Rädern durchwühlen. Wer zögert oder anhält bleibt stecken und säuft ab, wer zu viel Gas gibt gräbt sich ein und steckt fest, wer zu schnell einfährt hat eine zu grosse Bugwelle und der Motor und die Elektronik saufen ab. Beurteilen, entscheiden, durchziehen – beurteilen , entscheiden, durchziehen – … Sechs Stunden am Stück. Auf der Fahrt haben wir eine neue Antilopenart, ein Tsessebe und viele neue Vögel gesehen. Die Third Bridge ist dann die Krönung. Der Gate Wächter sagt es hat Wasser vor der Brücke, aber da fährst du problemlos durch. Geglaubt – getan. Der Fluss verläuft vor der Brücke, ist aber ja einfach (hat zumindest der Ranger gesagt). Ich fahre im Normalgang zügig hinein und es geht runter und noch weiter runter bis das Trittbrett nicht mehr sichtbar ist. Die Bugwelle ist zu hoch, da ich zu schnell reingefahren bin und vor der Rampe knallt die Vorderachse gegen ein Hindernis und blockiert. Nur nicht stehenbleiben, also noch mehr Gas. Die Vorderachse kommt frei und springt hoch und wir kommen ohne abgesoffenen Motor die Rampe auf die Brücke hoch. Das war das Tiefste was wir je gewatet sind. Wow – hätte ich das geahnt so währe ich im Low langsamer eingefahren. Letztendlich kommen wir auf dem Camping Xakanaxa (gesprochen: klick-akana-klick-a) an. Der Platz wurde vor ca. 3 Jahren renoviert und gilt als sehr schön. Wir werden von einem missmutigen Empfang ohne Zeltplatzplan auf die Suche nach unserem reservierten Platz geschickt. Nach gut zwei Kilometern und etlichen erratenen Abzweigern sehen wir den Verzweiger Lodge und Camping, also sind wir wenigstens auf dem rechten Weg. Nach einigen weiteren Abzweigern sehen wir ein WC-Gebäude, dann ein zweites, dann Platz Nr 8, Nr 9, Nr 10, also müssen wir bereits an Nr 4 vorbeigefahren sein, obwohl wir keine Stellplätze gesehen hatten. Wir fahren zurück zu den Häusern und fahren mal dazwischen hindurch, fahrten über Platz Nr 2 gegen den Fluss und finden 3 und 4! Unser Platz ist so abschüssig, dass wir nirgends das Auto aufstellen können ohne im Zelt weg zu rutschen oder zu rollen. Der Platz ist auch recht und schlecht gereinigt und der Abfall der Vorgänger nicht weggeräumt. Dieser Eindruck zieht sich dann auch in den „neuen“ aber verschlissenen Waschhäusern durch. Summa summarum nicht empfehlenswert. Das bräunlich fermentierte Trinkwasser wird direkt vom Fluss gepumpt doch gemäss einem Boot Guide mit Chlor behandelt. Ich habe während der Reise schon viele Male Grundwasser getrunken, aber an diese Brühe traue ich mich selbst abgekocht nicht. Nichts desto trotz, die Mokoro (Einbaum) Tour auf dem Okawango ist gemütlich, schön und eindrucksvoll, doch leider nur im zehnsitzigen Alu-boot erhältlich. Nun sind wir für einen kurzen Zwischenstop in Maun und ab morgen in der Einsamkeit der Central Kalahari unterwegs (Ziel: Erdmännchen). BIs zum nächsten Mal. PS von Regi: Wie ihr vielleicht merkt, hat Dani diesen Eintrag geschrieben, daher der etwas technisch-autolastige Bericht 🙂 kleine Buben sind im Go-Kart unterwegs, grosse Buben in Wasserlöchern und Flüssen im 4×4. Aber ich muss schon sagen, es hat auch mir Spass gemacht. In der Nacht singt uns eine Kakophonie von Fröschen, welche laut Dani bestimmt ein Xylophon haben, in den Schlaf, die Hyäne raschelt am Zelt und im Abfall der Nachbarn und am Morgen werden wir vom Ruf der Taube, welche uns eindringlich ermahnt (work harder, work harder) und dem Gekreische der Francolins (so eine Art Hühner, mit roten Füssen und rotem Schnabel) geweckt. Diese Geräusche werden wir bestimmt in der Schweiz vermissen. Related
Hei ei ei, das tönt ja sehr abentürlich…und ehrlich, ich bin sehr froh und erliechteret, dass ihr nach dene Fahrte amigs sicher a euem Ziel acho sind. Jetzt hoff ich und wünsche eu, dass ihr endlich mal no eui Erdmännli entdecked. Bin scho gspannt uf d’Föteli! 🙂 Hebed eu Sorg und no e gueti, sicheri und entdeckigsriichi Wieterreis! Antworten